Tag 22 - 19.06.25

6:00 Uhr. Mammoth Lakes. Campingplatz. 


Ich wache auf und stelle fest: Ich bin... wach. Und das sogar freiwillig.

Aber der Yosemite Nationalpark lässt mich heute früh noch nicht rein: Vormittags sind alle Genehmigungen schon ausverkauft. Ausschlafen deluxe also!


Ich gönne ich mir einen gemütlichen Start: Sachen packen, gemütlich frühstücken und dann… ab zur Bibliothek. Jawohl, die örtliche Bibliothek von Mammoth Lakes hat freies WLAN. Endlich kann ich also mal wieder ein paar Reiseberichte schreiben und telefonieren. 


Danach heißt es wieder auf ins Abenteuer… oder zumindest: gemütliche Fahrt


Ich fahre los – der erste Abschnitt des BDR (Backcountry Discovery Route) North Californian ruft… und flüstert mir ins Ohr: „Entspann dich, hier passiert nix.“ Und so war's: Keine haarsträubenden Serpentinen, keine Klapperschlangen auf der Straße – einfach nur eine angenehme Fahrt mit Start am Minaret View. Dort breitet sich die Berge der Sierra Nevada vor mir aus, als hätte jemand Photoshop für Berge benutzt: Kontrastreich, dramatisch, wunderschön.


Lee Vining – das Dorf mit Charme und Mittagsschläfchen


Nach einer entspannten Fahrt durch tiefe Wälder und entlang des Mono Lake erreiche ich meinen nächsten Halt: Lee Vining. Ein kleines Dorf, so charmant, dass man es fast übersieht, wenn man einmal zu lange niest. Ich finde einen kleinen Park, esse Mittag und falle in ein Mittagessen-Nickerchen. Der Jetlag ist lang besiegt – aber Powernaps sind mein Ding. Am liebsten zusammen mit Dirk - auf Reisen.


Tioga-Pass & Yosemite: Willkommen im Naturkino


Gegen 14 Uhr geht's weiter – Yosemite ruft!

Die Anfahrt über den Tioga-Pass ist ein Fest für die Augen. Die Straße schraubt sich auf über 3.030 Meter Höhe, was nicht nur die Aussicht spektakulär macht, sondern auch die Luft angenehm kühl und... äh... dünn. Auf der Fahrt: Granitkuppeln, Bergseen, Kiefernwälder – alles wie aus einem National-Geographic-Kalender.


Dann: Eintritt in den Park! Aber nicht zu früh freuen – Yosemite ist riesig. Ich fahre fast zwei Stunden bis ins zentrale Yosemite Valley, immer wieder mit Stopps an Aussichtspunkten, die mich mal wieder aus dem Staunen nicht rauskommen lassen. Ein echtes „Woah!“-Festival!


Glacier Point – Natur mit Drama


Spätnachmittags erreiche ich Glacier Point, 2.200 Meter hoch gelegen, mit Blick auf das Yosemite Valley, den Half Dome, und die Ferne. Ich bin sprachlos – und das passiert selten. Es fühlt sich an wie ein Traum, nur dass ich diesmal wirklich da bin. 


Und dann kam die Nacht… und der Sturm


Ich fahre weiter durch den Park, knipse noch dutzende Bilder – und merke dann auf dem Rückweg: Es wird dunkel. Und kalt. Und ich hätte noch so viele Tolle Fotos machen wollen. Naja, vielleicht ein andermal. Hier könnte man echt Tage verbringen um die ganze Schönheit zu genießen und zu erwandern.

Auf dem Tioga Pass wird’s plötzlich frostig, die Höhenluft beißt leicht in die Haut. Und ich? Ziehe mir erstmal etwas wärmeres an. Dummerweise habe ich noch keinen Schlafplatz. Das sollte noch zum Problem werden.


Zurück in Lee Vining will ich eigentlich zelten. Nur: Der Wind sagt „Nope.“ Sturm kommt auf, der Himmel wird grimmig. Ich erinnere mich an meine persönliche Faustregel: „Sturm und Zelt? Lieber nicht – hab ich schon im Valley of the Gods bereut.“


Kurz vor 21 Uhr: Ich halte an einer Tankstelle. Dort steht Peter, der gerade seine 500er KTM aus einem Transporter wuchtet. „Wie läuft's?“ fragt er. Ich antworte ehrlich: „Sturm, kein Zelt, keine Unterkunft – läuft top!“

Wir plaudern. Er will nach Mammoth Lakes, um morgen mit Freunden den BDR North Californian zu starten.
Ich frage, ob ich mich anschließen darf, mal wieder ein bisschen Gesellschaft würde nicht schaden – er nickt. Wir tauschen Nummern aus und verabreden uns für morgen. Er fragt, ob ich noch kurz warten kann, bis sein Motorrad anspringt. Und dann beginnt der Spaß: Peters Motorrad will nicht anspringen. Stattdessen läuft Benzin aus einem Verbindungsstück. Kabelbinder helfen nicht. Ein Dichtungsring ist kaputt. 


Während Peter überlegt, wo um Himmels willen man mitten in Lee Vining einen passenden Dichtungsring bekommt, durchsuche ich Booking.com: alles ausgebucht. Unser Notfallplan? Schlaf auf der Ladefläche seines Transporters. Zumindst ist es windgeschützt – aber es rüttelt und wackelt, als hätte jemand das Auto auf einen Erdbebensimulator gestellt. Doch irgendwann schlafe ich ein – mit dem beruhigenden Gefühl, dass am nächsten Tag ein neues Abenteuer wartet.